Ich war wieder zuhause – allerdings viel zu früh, denn mein nächster Arzttermin ist erst am 26. September, also in rund 6-7 Tagen. Kaum hatte ich meine Medikamente wieder griffbereit, meldete sich auch prompt dieses vertraute Ziehen. Aber anstatt daheim herumzuliegen und Löcher in die Decke zu starren, dachte ich mir: Wenn ich schon ein Interrail-Ticket bis zum 2. Dezember habe, dann will ich das auch gnadenlos ausreizen.
Also buchte ich kurzerhand eine Zugfahrt nach Venedig. Ich war zwar schon letztes Jahr dort – und wenn ich den Besuch in den 70ern mitzähle, ist das jetzt tatsächlich mein dritter Auftritt in der Lagunenstadt. Man könnte fast meinen, ich sei Stammgast.
Die Route war klassisch: Luzern – Arth-Goldau – Mailand – Venedig. Zehn Minuten vor Abfahrt dann der Schock: der Eurocity nach Mailand fällt aus! Panik? Fast. Nach ein paar nervösen Nachfragen erfuhr ich jedoch, dass ein anderer Schnellzug exakt die gleiche Strecke fährt. Gleis, Route, alles identisch – nur ein anderer Name. Meine Reservation blieb gültig. Also im Grunde dasselbe wie beim Supermarkt, wenn die Milchmarke plötzlich anders heisst, aber immer noch nach Milch schmeckt.
Gegen 20 Uhr rollte ich in Venedig ein. Angenehm warm, kein Regen, alles bestens. Meine Unterkunft lag auf einer der Inseln rings um die Stadt. Ohne Vaporetto geht in Venedig ja gar nichts, also investierte ich gleich in ein 5-Tage-Schiffticket. Nach ein bisschen Gehirnakrobatik hatte ich auch das System kapiert – wann, wo, welches Boot. Im Grunde wie Busfahren, nur eben schwimmend.
Um 21 Uhr erreichte ich meine Herberge: ein grosszügiges Gebäude in Top-Lage, ausgestattet mit allem, was man sich wünschen kann. Kleiner Haken: Ich war in einem 10-Bett-Zimmer gelandet. Mein erster Gedanke: Schnarch-Konzert der Extraklasse, und das gleich im Dolby-Surround. Aber siehe da: absolute Stille, nicht einmal ein Räuspern. Auch die zweite Nacht – himmlische Ruhe. Wer hätte das gedacht?
Gestern habe ich das Herz der Stadt durchforstet. Heute zog es mich weiter hinaus – auf die quietschbunte Insel Burano. Rund 40 Minuten mit dem Schiff, und dann steht man plötzlich in einem Bilderbuch. Selbst meine Kamera kam kaum nach. Venedig selbst ist ohnehin grandios – und viel grösser, als ich anfangs dachte. Denn all die Inseln gehören natürlich auch dazu.
Ich habe noch zwei weitere Nächte im Hostel gebucht. Morgen soll das Wetter etwas schlechter werden, aber hey – in Venedig ist selbst grauer Himmel noch fotogen. Viele schöne Bilder habe ich schon, und ich sage es gleich: Anschauen ist Pflicht!
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