Dienstag, 19. Juni 2007

Caracas - Venezuela

Seit dem 17. Juni bin ich nun in Venezuela. Normalerweise ist bis jetzt immer alles wie am berühmten Schnürchen gelaufen, aber die ersten 36 Stunden hier in Venezuela waren richtiggehend mühsam. Das erste Problem war, dass ich hier in Caracas zum ersten Mal auf der Reise keine Unterkunft gebucht habe. Das lag daran, dass es bei http://www.hostelbookers.com/ für Caracas einfach nichts gibt - nada. Keine Ahnung an was das liegt. Nur auf 'Isla Margarita', der vorgelagerten Insel, hat es jene Hostels. Ich musste als etwas suchen und habe prompt für die erste Nacht 80$ bezahlt was natürlich weit über meinem Budget liegt (in Quito waren es 15$ pro Nacht). Am nächsten Tag hab ich dann gewechselt und bin jetzt in einem Hotel das etwas weniger als 50$ kostet. Das ist immer noch zu viel aber ich bin in Altamira und das ist die sicherste Umgebung in Caracas mit dem Nachteil, dass alles teurer ist. Nun, ich werde morgen Caracas sowieso verlassen und dann hat sich dieses Problem erledigt. 

Etwas anderes ist schwieriger zu lösen. Venezuela hat scheinbar (ich habe noch kein anderes Land erlebt bei dem es auch so ist) nur 4-stellige Pin Codes auf den Visa, Master usw Karten und das heisst, dass ich meinen 6-stelligen Code nicht eingeben kann. Ich werde unterbrochen und die Transaktion endet mit einem Fehler - was heisst, dass ich meine Karten hier nicht brauchen kann. Zumindest kann ich kein Bargeld rauslassen. Zum Glück hatte ich noch 'American Express Traveler Checks' bei mir und habe nun hoffentlich genügend Bargeld für den täglichen Bedarf. Ein zusätzliches Problem war, dass ich an einem Sonntag angekommen bin und da hatten natürlich alle 'casas de cambio' geschlossen. Der absolute Witz war, dass das 'American Express Office' mir nicht sagen konnte, wo ich ihre Checks einlösen könnte. Sie selber machten es nicht!!!! Als ich dann fragte, ob ich denn bei ihnen Checks kaufen könne meinten sie, dass das kein Problem sei. Ich verliess daraufhin das Büro mit einem gut hörbaren 'fuck you'. Ist sonst nicht meine Art aber ich war wirklich auf hundert. Es war wirklich zum Davonlaufen. Dann hab ich jene Zeit damit verbracht eine Karte von Venezuela und von Caracas zu bekommen. Keines der Hotels in Altamira hatte eine oder wusste wo ich eine bekommen könnte. Bis jetzt hatte ich auf meiner Reise nie ein Problem damit. Hier ist scheinbar alles etwas anders.

Dann kommt noch die Tatsache, dass hier die Leute wieder nicht fähig sind den Satz 'ich weiss es nicht' auszusprechen. Wenn man etwas fragt dann wird man irgendwohin geschickt, meist stimmt die Auskunft aber nicht. Das ist eigentlich in ganz Südamerika so und auch in Asien nicht anders aber hier ist es mir mehr aufgefallen als anderswo. Und dann die Huperei. Ich glaube das gehört einfach zum Lebensstil hier, dass man hier ein bisschen hupt, dort ein bisschen hupt - hupen - der Sinn des Lebens. Oder vielleicht geht denen nach jeweils 10 mal hupen einer ab. Ich weiss es nicht.
Nun genug geflucht. Die Situation hat sich wieder normalisiert und alles ist wieder im grünen Bereich. Morgen um 12:00 Uhr verlasse ich Caracas mit einem Mietauto das ich erst mal für 5 Tage gemietet habe. Ist zwar auch nicht billig, aber da ich ja sonst eigentlich fast kein Geld brauche (im Durchschnitt 10-15$ pro Tag) kann ich mir das erlauben. Ich werde zum Orinoco (Gite, du siehst, ich habe Deine Korrektur einfliessen lassen!!) runterfahren, zuerst nach 'Ciudad Bolivar' und dann nach 'Puerto Ordaz'. Dort fliessen die zwei grossen Flüsse 'Orinoco' und 'Carone' zusammen. Da soll scheinbar ziemlich spektakulär sein weil die beiden Flüsse verschiedene Farben haben. Der Orinoco ist braun von der Erde die er mitschleppt. Der Carone ist aus irgend einem Grund silberfarben. Der Orinoco ist übrigens scheinbar nach dem Amazonas der zweitgrösste Fluss von Südamerika und die Gegend dort muss traumhaft schön sein. Zudem fängt dort der Regenwald an der bis runter nach Brasilien reicht. Leider, oder zum Glück für die Natur' hören dort aber auch die normal fahrbaren Strassen auf. Ausnahme ist diejenige, die bis nach 'Manaus' führt und die andere die nach 'Grande Sabena' geht. Beides aber Distanzen die mit einem kleinen Auto und in 5 Tagen nicht zu schaffen sind ausser man fährt Tag und Nacht.
Ah, in Quito hat mich eine Frau angesprochen die auch nach Caracas flog und seit 30 Jahren hier wohnt. Sie hat mich zu sich nach Hause eingeladen wo ich gestern Abend war. Sie hat noch eine 19 jährige Tochter - NEIN, NICHT WAS IHR SCHON WIEDER DENKT. Es gab Bier und eine Spezialität von hier. Die beiden konnten mir ein paar wichtige Tips über Venezuela geben und die Mutter war total besorgt. Sie meinte, dass ich sie zwischendurch anrufen solle damit sie wisse das alles ok ist. Ich musste dann immer wieder erklären, dass ich nicht das erste mal reise und schon auf mich aufpassen könne. Genützt hat es nicht viel. War aber interessant mal jemand zuhause zu erleben und war lieb von ihr sich um einen eigentlich total fremden Menschen Sorgen zu machen. Die beiden leben nicht schlecht und haben eine grosse Wohnung. Sie sind total gegen Chavez. Überhaupt ist hier eine grosse politische Diskussion im Gange. Überall wo man hinkommt sind die Leute am Diskutieren. Viele haben Angst, dass Chavez total in Richtung Cuba einschwenkt und das Land so in's Verderben stürzt. Die ganz Armen die nichts zu verlieren haben sind natürlich begeistert weil sie hoffen, dass endlich etwas für sie getan wird. Aber eben, solche Versuche gehen ja meist in die Hose. Und Plakate mit dem Satz 'patria, sozialismo o muerto' geben auch nicht viel Vertrauen. Hoffen wir das das Experiment gut ausgeht. (Ging es leider nicht!)  Etwas hab ich leider zu spät erfahren. Hier gibt es einen gigantischen Geldwechsel-Schwarzmarkt. Wenn man amerikanische Dollar hat kann man die auf der Strasse für für 1$ 3400 und mehr Boliveras bekommen. Wenn man es offiziell auf der Bank macht dann bekommt man 2100. 30% weniger!! Wenn man also 500$ wechselt bekommt man den Gegenwert von 150$ mehr. In Ecuador ist die Währung ja auch Dollar. Wenn ich das vorher gewusst hätte dann wäre ich mit Dollars in Venezuela eingecheckt und nicht mit vorher gewechselten Bolivares. Mir ist dabei bewusst, dass dieser Schwarzmarkt dem Land schadet. Nun, hat halt nicht sein sollen.

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