Montag, 17. Dezember 2007

Varanasi 2

Varanasi ist eine Stadt die zerschnitten wird vom Fluss 'Ganges'. Der Ganges macht dort einen Bogen und in diesem Bogen liegt Varanasi. Entlang des Ganges sind 20 der sogenannten Gates und jedes hat seine eigene Geschichte. Ein Gate ist eigentlich nichts anderes als eine grosse Treppe die zum Ganges runterfuehrt - hinten folgt dann meist eine Tempelanlage oder sonst ein eindrueckliches Gebaeude. All diese Gates sind miteinander verbunden so dass man dem Ganges entland durch ganz Varanasi laufen kann - eine mehrere Kilometer lange Strecke. Mein Hostel liegt ziemlich genau in der Mitte und ich habe heute den noerdlichen Teil gesehen wo unter anderem der Gate ist wo die Verbrennungen stattfinden. Fotografieren ist dort strengstens verboten. Es war eine sehr eindrueckliche Sache. Jeden Tag werden dort bis zu 200 Menschen verbrannt. Alles findet draussen statt und zu jeder Zeit brennen mindestens 10 Feuer auf denen Menschen in Rauch aufgehen. Am Anfang sind sie eingepackt in farbigen Tuechern aber nach kurzer Zeit ist der Stoff weg und man sieht die Leute. Ich habe heute ca 6 Personen gesehen die so verbrannt wurden. Die Farbe der Tuecher sagt ob es sich um junge oder alte Leute handelt und ob es Frauen oder Maenner sind. Das krasseste aber sind die drei Haeuser gleich hinter der Verbrennungsstaette. Dort drin sind momentan 17 alte Menschen die einfach auf den Tod warten, warten bis sie dran sind. Unvorstellbar. Da sie niemanden mehr haben gibt es einen Verantwortlichen dort der fuer sie die Verbrennung uebernimmt und der, solange sie noch leben dafuer schauen muss, dass sie was zu essen haben. Dann gibt es ganz komische Regeln wer und wie jemand verbrannt wird. Es dauert in der Regel drei Stunden bis ein Koerper voellig weg ist. Das Verbrennen bedeutet auch eine Art spiritueller Reinigung. Leute die aus irgend einem Grund bereits 'rein' sind wie Kinder unter 10 Jahren, Leute die von einer Kobra gebissen wurden (Kobra ist heilig, Mensch ist heilig....), Leprakranke (obwohl das heute kein grosses Problem mehr ist) und sog. Sadus (heilige Maenner) werden nicht verbrannt sondern mit Steinen beschwert im Ganges versenkt. Das in Indien nicht mehr existierende Kastensystem existiert bei den Verbrennungen immer noch wie frueher. Es gibt drei Verbrennungsplaetze, fuer jede der Kasten einen (obwohl ich eigentlich dachte es gaebe deren vier). Ich weiss nicht ob ich alles richtig mitbekommen habe aber wer sich dafuer interessiert der kann's im Internet sicher nachlesen.
Heute hab ich festgestellt dass ganz zuoberst auf dem Hostel eine super Dachterrasse existiert von der aus man wirklich ueber die ganze Szene sieht (noch viel besser als der Balkon von dem ich bereits berichtete). Gegen Abend ist der Himmel voll (nicht uebertrieben) von dutzenden von Papierdrachen. Ueberall auf den Haeusern sieht man Affen rumspringen und wenn irgendwo eine Tuere einen moment unbeobachtet offen gelassen wird kann man sicher sein einen Besuch zu bekommen. Es sind recht grosse Affen und scheinbar koennen sie vor allem in Rudeln und Nachts gefaehrlich werden. Heute hab ich zudem festgestellt dass ich wieder mitten in einem Bazar wohne. Alles ist voll von verwinkelten kleinen Gassen. Nach spaetestens drei Richtungswechseln weiss man nicht mehr woher man gekommen ist (mir jedenfalls ging es heute so). Aber es ist wirklich ein Erlebnis hier und ich bin froh dass ich das sehen kann.
Morgen gibt's mehr davon.


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