Es reicht tatsächlich noch für einen weiteren Eintrag – in Jaipur stolpert man einfach von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten. Heute war ich unter anderem im sogenannten Monkey Temple. Der Name ist Programm: Hunderte Affen tummeln sich dort, und sie sind dermaßen zutraulich, dass man fast glaubt, sie seien als Animateure angestellt. Raschelt man nur kurz mit einer Tüte, kommen sie angerannt wie Kinder zum Pausenhofkiosk. Allerdings sind sie auch dreiste Kleptomanen: einer Dame klauten sie die Handtasche, einer anderen den Schirm. Ich frage mich ernsthaft, wie lange es dauert, bis einer mit einer Rolex am Handgelenk herumrennt.
Das Hostel wiederum bietet Service vom Feinsten – so, wie es wohl früher war, als Reiche noch Hausangestellte hatten. Ich läute die Glocke in meinem Zimmer, und innerhalb von 15 Sekunden steht jemand da, strahlend und devot: „Yes, Sir. Certainly, Sir. No problem, Sir.“ Ich bin mir sicher, dass ich kaum den Rücken gedreht habe, da kommt die Grimasse samt rausgestreckter Zunge. Aber ehrlich gesagt: So eine Bedienung könnte süchtig machen.
Weniger charmant sind hingegen die zahllosen Männer, die hier jede Mauer zum öffentlichen Pissoir erklären. Meine Fantasie-Lösung: eine Piss-zurück-Anlage. Mit Urinspeicher, Lichtschranke und Rückstoßmechanismus. Ich möchte die Gesichter sehen, wenn die Mauer plötzlich zurückpinkelt. Angeblich fahren in Delhi Studenten schon mit einem alten Feuerwehrauto herum und spritzen die Typen nass – klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Präsident Modi scheint jedenfalls ernsthaft daran zu arbeiten, dem Elend von Urin und Müll Herr zu werden.
Und dann habe ich noch eine herrliche Anekdote gehört: Man malt einfach Bilder hinduistischer Götter an die Mauern. Offenbar ist es selbst für hartgesottene „Straßenpinkler“ ein Sakrileg, einem Gott ans Bein zu machen. Und siehe da: Es wirkt! Vielleicht sollte man das international exportieren.
Zum Schluss noch eine Zahl, die fast schon obszön klingt: Für meine vier Tage in Jaipur, inklusive allen Mahlzeiten (ausnahmslos lecker, und ich habe nur dort gegessen) und unzähligen pots of coffee, habe ich ganze 90 Dollar bezahlt. Da bekommt man in Zürich nicht mal ein anständiges Dinner für zwei.
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