Nach einer fast schlaflosen Nacht im Schlafwagen zwischen Varanasi und Agra (680 km) bin ich heute Morgen um 10 Uhr in Agra angekommen. Grund für die Schlaflosigkeit: ein schnarchender „Curryaner“, der alles übertroffen hat, was ich jemals an nächtlicher Geräuschkulisse erleben durfte. Er schnarchte nicht nur – er zelebrierte es. Ganze Opernzyklen in Endlosschleife. Der gesamte Wagen litt darunter. Ich habe ihn mehrmals geweckt, doch kaum waren fünf Sekunden vergangen, legte er wieder los – als hätte er nur kurz Luft holen müssen. Totschlagen darf man so jemanden ja nicht, und leider hatte ich auch kein rückstandsloses Schnellgift im Gepäck… sonst wäre er vermutlich nicht mehr unter uns.
Trotz alledem stand heute Nachmittag der Besuch des Taj Mahal auf dem Programm. Zwei Stunden habe ich dort verbracht – für meine Verhältnisse fast ein Marathon. Und ich muss sagen: Der Taj Mahal ist wohl das schönste Gebäude, das ich je gesehen habe. Moderne Architektur, wie man sie zum Beispiel in Hongkong findet, gefällt mir auch sehr, aber das hier ist etwas völlig anderes. Der Taj Mahal mitsamt seiner Paläste und Gärten ist schlicht überwältigend – ein Bauwerk, das tatsächlich so perfekt ist, dass man es kaum glauben mag.
Morgen Abend geht es bereits weiter nach Jaipur. Zum Glück ist die Strecke kürzer, und von dort nach Delhi zurück sind es nur noch etwa 240 km. Aber egal, wohin ich fahre: Heute werde ich mir unbedingt Ohrstöpsel besorgen – falls es sie hier überhaupt gibt.
Die Internetverbindung hier ist wieder einmal zum Verzweifeln. Ich sollte lieber aufhören zu tippen, sonst verliere ich noch den letzten Nerv. Wie sehr freue ich mich auf meinen 10-Mbit-Anschluss zu Hause, meinen neuen HDTV-Fernseher, die SACD/DVD-Audio-Surround-Anlage samt frisch eingetroffener Genesis-Alben in Surround-Aufnahme… und natürlich auf die ganz profanen Dinge: meine Waschmaschine, mein Auto, meine Bücher, das Lesen ohne Unterbrechung. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
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