Es wäre wieder Zeit für einen neuen Blogeintrag – höchste Eisenbahn, könnte man sagen. Nach einem wundervollen Aufenthalt in Prag bestieg ich frühmorgens den Zug nach Berlin. Dort wählte ich wie beim letzten Mal das Meininger Hostel direkt beim Hauptbahnhof – meine Erfahrungen waren damals so positiv, dass es gar keinen Grund für ein anderes Quartier gab. Ich buchte zwei Nächte.
Da Berlin mittlerweile schon mein vierter Besuch war, verspürte ich keinen grossen Drang, mir erneut die üblichen Sehenswürdigkeiten anzusehen. So beschränkte ich mich an meinem einzigen vollen Tag auf einen kurzen Abstecher zum Bundestag – und besuchte zum ersten Mal die Holocaust-Gedenkstätte. Ein tief bewegender Ort. Ich merke immer mehr: Ich bin eine ausgesprochene Heulsuse geworden. Sobald ich mit so etwas konfrontiert werde, laufen die Tränen. Und auch wenn einem das eigentlich nicht peinlich sein sollte – ein bisschen ist es das halt doch.
Wie dem auch sei. Am nächsten Tag ging’s weiter nach Hamburg – keine zwei Stunden Zugfahrt. Leider war das CAB20 Hostel, das ich bei meinem letzten Besuch dort so gefeiert hatte, komplett ausgebucht. Ich musste mir also eine Alternative suchen – deutlich teurer, aber fast am selben Ort gelegen. In unmittelbarer Nähe übrigens zu diesen unfassbar guten Shrimps mit Knoblauchsauce!
Die Unterkunft selbst war okay, aber die Gastgeberin… sagen wir’s diplomatisch: nicht gerade charmant. Ich habe ihr das dann in meiner Bewertung auf Booking entsprechend zurückgemeldet. Der Auslöser: Ich hatte versehentlich einen Teller aus dem „falschen“ (privaten) Schrank genommen. Ihre Reaktion? Völlig überzogen. Sie explodierte regelrecht und brummelte noch eine halbe Stunde unaufhörlich vor sich hin – obwohl ich mich bestimmt dreimal entschuldigt hatte. Ihre Antwort: „Ihre Entschuldigung interessiert mich nicht.“ Solche Menschen müsste man eigentlich mal richtig wachrütteln – aber ich bin ja ein friedlicher Typ.
Nach Hamburg stand mein zweiter Versuch an, nach Hirtshals im Norden Dänemarks zu gelangen – um dort das Schiff nach Bergen zu erwischen. Bis Flensburg lief alles nach Plan. Doch dann kam es, wie es fast kommen musste: irgendeine Leitungsstörung. Immerhin wurde ein Ersatzbus organisiert – aber da man ohnehin fünfmal umsteigen muss, wurde die Anreise noch ein gutes Stück anstrengender.
Trotz allem kam ich rechtzeitig in Hirtshals an und konnte mein Fährticket abholen. Kurzentschlossen gönnte ich mir noch eine Kabine für die 17-stündige Überfahrt – eine exzellente Entscheidung. Sich in der Nacht in ein richtiges Bett zu legen und am Morgen fast schon am Ziel zu sein – das hat schon was.
Hier oben im Norden sind die Tage mittlerweile deutlich länger. Um 23 Uhr kann man draussen problemlos Zeitung lesen – ganz ohne künstliches Licht. Wirklich dunkel wird es nur etwa zwischen Mitternacht und zwei Uhr früh.
Während der Überfahrt nach Bergen suchte ich auf Booking nach einer Unterkunft – und erlebte eine böse Überraschung: Wie damals bei meinem ersten Irland-Besuch waren die Preise einfach absurd. Zwei Nächte unter 200 Franken? Keine Chance. Da ich bereits 180 Franken extra für die Kabine bezahlt hatte, wurde mir das Ganze langsam zu teuer. Ich checkte noch Mietwagenpreise – mit dem Gedanken, notfalls im Auto zu schlafen. Aber auch da: nichts unter 180 Franken pro Tag, und das für den kleinsten verfügbaren Wagen.
Langsam musste ich mich damit abfinden, dass mein Aufenthalt in Bergen wohl nur rund zehn Stunden dauern würde – und ich den Nachtzug zurück nach Oslo nehmen müsste. So viel Aufwand für ein paar Stunden? Zum Heulen!
Dann kam Thomas mit einem rettenden Tipp um die Ecke: Airbnb. Bis dahin hatte ich das nie wirklich auf dem Radar – ich dachte immer, das sei nur sinnvoll, wenn man Tage im Voraus bucht.
Aber siehe da: Ich fand rasch etwas Passendes – etwas ausserhalb von Bergen, 70 Franken pro Nacht. Vermieter: ein 43-jähriger Deutscher, der nach Norwegen ausgewandert ist. Jan, so sein Name, holte mich sogar am Bahnhof ab. Wir wurden schnell einig, und er entpuppte sich als ausgesprochen angenehmer, interessanter Gesprächspartner.
Im Moment bin ich noch bei ihm und habe eigentlich nur zwei Nächte gebucht. Heute fragte ich, ob ich eventuell noch eine dritte Nacht anhängen könne – und er sagte nicht nur sofort zu, sondern schenkte mir diese Nacht sogar. Ein wirklich toller Mensch, mit dem man sich wunderbar austauschen kann.
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