Der 3. Juni – mein Plan stand fest wie der Fels in der Brandung: Eine gemütliche Schiffspassage von Hirtshals, dem norddänischen Zipfel, nach Bergen in Norwegen. Die Realität? Ein logistisches Abenteuer der Extraklasse.
Die Anreise von Hamburg nach Hirtshals war eine kleine Herausforderung, da es schlichtweg keine direkten Verbindungen gab. Dreimaliges Umsteigen war quasi das Optimum – und schon das ein sportlicher Akt. Erste Etappe: Flensburg, kurz vor der deutsch-dänischen Grenze. Wie gewohnt erschien ich ultra-pünktlich am Bahnhof – preußische Disziplin, versteht sich. Der Zug sollte Hamburg HBF um 09:32 Uhr verlassen. Ich stand bereits eine Viertelstunde vorher brav vor der Anzeigetafel – und dort: nichts. Funkstille bis 09:31 Uhr. Dann, exakt zur Abfahrtszeit, die lapidare Info: „Zug hält heute nicht am Hauptbahnhof. Bitte nach Hamburg-Altona ausweichen.“
Schockmoment. Kurzfristig wusste ich nicht, wie ich dorthin kommen sollte – also griff ich zur ultimativen Lösung: Taxi. 25 Euro für spontane Mobilität.
In Hamburg-Altona dann der nächste Dämpfer: Kein Zug nach Flensburg in Sicht. Die freundliche Info am Schalter: Bauarbeiten. So gut wie keine Verbindungen gen Norden. Mein einziger Ausweg? Ein weiteres Taxi zum nächsten erreichbaren Bahnhof. Preis: sportliche 80 Euro. Schmerzhaft? Ja. Aber der Taxifahrer – ein Unikat mit Herz – machte das Ganze fast zur therapeutischen Sitzung auf Rädern.
Flensburg empfing mich schließlich mit offenen Armen – und einer weiteren Episode der DB-Dramaturgie. Der Endgegner: die Erkenntnis, dass mein Schiff in Norddänemark ohne mich in See stechen würde. 148 Euro? Adieu.
Planänderung deluxe: Ich disponierte um und peilte Kopenhagen an, um von dort vielleicht ein Schiff nach Oslo zu erwischen.
Kopenhagen war ein Volltreffer – Unterkunft exzellent, Stadt charmant. Nur die Fährgesellschaft wollte partout nicht mitspielen: Der Fährbetrieb zwischen Dänemark und Norwegen war kurzerhand eingestellt worden. Na toll. Nochmals improvisieren – diesmal ganz skandinavienfrei. Ich blieb zwei Nächte in Kopenhagen, gönnte mir etwas Hygge und fuhr dann weiter nach Hamburg, wo meine heiß ersehnten Shrimps mit Knoblauchsauce schon auf mich warteten. Unterkunft: zum dritten Mal das stylische CAB20 – ein Hostel, das selbst Boutiquehotels Konkurrenz macht.
Nach zwei weiteren Tagen im Hamburger Müßiggang ging’s weiter nach Berlin – auch dort wieder zwei Nächte in einem gemütlichen Domizil.
Dann die große Frage: Wie zurück nach Hause? Ich entschied mich für einen kleinen Umweg mit Charme – via Prag. Doch siehe da: Am geplanten Abreisetag nach Prag verkündete die Deutsche Bahn nonchalant den Zugausfall. Mal ehrlich: Die haben ein ernstes strukturelles Problem. Da müsste THOR persönlich mal mit dem Hammer auf den Tisch hauen.
Heute, zwei Stunden vor dem Schreiben dieser Zeilen, sicherte ich mir ein Ticket für den Nightjet – eine 2er-Schlafkabine von Berlin nach Basel. Über zehn Stunden Zugfahrt – ein Marathon auf Schienen, für den ich mental schon jetzt meditiere.
Morgen um 09:30 Uhr – sofern das Schicksal (und die DB) es gut mit mir meint – sollte ich wieder zurück in der Schweiz sein.
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