Samstag, 22. Dezember 2007

Agra to Jaipur

Nachdem ich am Nachmittag noch das Fort in Agra besucht hatte, ging es um 17:20 Uhr weiter nach Jaipur. Gestern Abend, um 23 Uhr, kam ich dann endlich mit dem „Superfast Express“ an – 270 Kilometer in sechs Stunden! Nomen est omen, könnte man sagen.

Am Bahnhof erwartete mich ein Mann in Tarnanzug. Später erfuhr ich, dass es sich dabei um den Besitzer meines Hostels handelte – einen ehemaligen Colonel der indischen Armee, der einst in einer Panzerbrigade aktiv am Krieg gegen Pakistan teilgenommen hatte. Das Ergebnis dieses Konflikts war schließlich die Gründung von Bangladesch. Mit ihm zu diskutieren ist ausgesprochen spannend, denn er gehört zu den Gebildeten hier. Wobei ich manchmal den Eindruck habe, dass sich alle Intellektuellen in Indien in Luft auflösen, sobald ich in der Nähe bin.

In den letzten Tagen hatte ich jedoch einige Gespräche mit Indern, die mehr zu bieten hatten als der durchschnittliche Tuk-Tuk-Fahrer. Überraschenderweise hörte ich dabei mehrfach die Meinung, dass es Indien heute besser ginge, wenn das Land noch von den Engländern regiert würde. Von älteren Leuten mag das nachvollziehbar sein, sie haben den Unterschied noch erlebt – aber dass auch Jüngere so denken, hat mich erstaunt. Der Colonel erklärte mir, die Engländer seien stets fair gewesen und die meisten Inder hätten damals besser gelebt als heute. Das heutige Indien hingegen sei durch und durch korrupt, und er sehe keine Chance, dass das Land da jemals herauskomme.

Mein Hostel ist übrigens eigentlich das Anwesen des Colonels – eine riesige Villa mit weitläufigem Garten und rund 40 Zimmern. Zehn davon vermietet er an Reisende. Hier gibt es alles: Gärtner, Butler, Servicepersonal. Wenn ich Kaffee möchte, reicht ein Druck auf die Klingel im Zimmer – Sekunden später steht jemand da und serviert mir Kaffee oder Tee im original englischen Silberservice. Da fühlt man sich fast wie ein Maharadscha auf Zeit.

Jaipur trägt den Beinamen „Pink City“, und wenn man durch die Altstadt läuft, versteht man sofort warum. Es gibt unheimlich viel zu entdecken. Ich bleibe hier bis zum 25., dann geht es frühmorgens – um 5 Uhr – ein letztes Mal mit dem Zug nach Delhi.

Gestern lernte ich außerdem jemanden kennen, der in Dubai eine Firma führt. Er meinte, falls ich in der Schweiz keine vernünftige Arbeit finden sollte, solle ich doch nach Dubai kommen: Dort sei es in meinem Bereich leicht, etwas zu finden, das Gehalt sei mindestens so hoch wie zuvor – und Steuern gibt es dort schlichtweg keine. Klingt fast zu gut, um wahr zu sein...



1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Hallo Mario,

Scheint, dass es dir gut geht! Du warst überall in ger ganzen Welt! Ich bin eiversüchtig. Die Bilder sind absolut wunderbar. Du bist ein Künstler. Ich sehe, dass du in NM warst! Und?

Bis Bald.
LR

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