Sonntag, 29. Juni 2025

EU25 Bergen Oslo Stockholm Boden Narvik

Wieder sind einige Tage ins Land gezogen – Tage, die sich still und unaufgeregt dahinschoben, ohne dass es etwas Besonderes zu berichten gegeben hätte. Und so kommt nun ein ganzer Abschnitt meines Unterwegsseins gebündelt und rückblickend – wie ein einziger, längerer Atemzug.

Die Reise im Schlafwagen von Bergen nach Oslo war, wie so oft, ruhig und angenehm. Solche Fahrten haben etwas Zeitloses – man steigt abends ein, legt sich schlafen, und am nächsten Morgen wacht man in einer anderen Stadt auf. Um ca. 06:30 Uhr kam ich in Oslo an, voller Erwartung, direkt weiter nach Stockholm zu fahren. Doch der Alltag auf Schienen belehrte mich schnell eines Besseren: In Bergen hatte man mir keinen Platz reservieren können, und ohne diesen ist eine Mitfahrt im Schnellzug nicht möglich. Ich nahm es gelassen – mein Plan war, die Reservation einfach in Oslo nachzuholen, immerhin hatte ich eine Stunde Zeit.

Aber wieder einmal zeigte sich: Reisepläne und Realität sind selten deckungsgleich. Das Ticket-Office öffnete erst um 07:30 Uhr – just in dem Moment, in dem der Zug abfuhr. Ein Umstand, der sich zunächst ärgerlich anfühlte, dann aber ohnehin irrelevant wurde, als kurz vor Abfahrt bekannt gegeben wurde, dass der Zug nach Stockholm ausfällt. Ich musste an die Deutsche Bahn denken und schmunzeln – offenbar ist das kein rein deutsches Phänomen.

Ich stellte mich also erneut in die Schlange, diesmal für ein Ticket um 11:30 Uhr – doch auch dieser Zug war restlos ausgebucht. Ebenso alle anderen nach Stockholm an diesem Tag. Ich versuchte es über Göteborg, über Kopenhagen – vergebens. Alles voll. Ein leiser Frust kroch in mir hoch, aber gleichzeitig auch diese vertraute Reise-Mentalität: improvisieren, weiterdenken, nicht stehen bleiben.

Schließlich riet man mir zum Bus. Zwar nicht durch Interrail abgedeckt, aber immerhin eine Möglichkeit, Oslo zu verlassen. Die Stadt war für mich in diesem Moment weniger Ort als Hindernis – teuer, blockiert, unbeweglich. Ich ergatterte eines der letzten vier Tickets nach Stockholm mit Flixbus – 64 Euro, ein akzeptabler Preis für die Freiheit, weiterzukommen. Um 11:30 Uhr ging es dann los.

Am Abend, gegen 19:00 Uhr, war ich in Stockholm. Ich checkte in ein 4-Bett-Zimmer im „Generator Hostel“ ein – preiswert, funktional, ohne große Erwartungen. Das Wetter war freundlich, sonnig, die Stadt wie immer schön – aber mein Bedürfnis, sie zu erkunden, war gering. Ich war schon oft hier. In solchen Momenten merke ich immer wieder: Ich bin am lebendigsten, wenn ich unterwegs bin. Der Reiz liegt für mich nicht im Verweilen, sondern im Vorankommen. Orte sind Etappen, keine Ziele.

Und so stellte sich bald die nächste Frage: Wohin als Nächstes? Ein drittes Mal ins Baltikum, das mir durchaus ans Herz gewachsen ist? Oder doch ein neuer Impuls? Ich entschied mich für Narvik – ein Ort, der in meiner Erinnerung fast mythisch verklärt war, denn mein letzter Besuch dort lag über fünf Jahrzehnte zurück, 1972.

Die Route dahin ist lang, aber größtenteils im Schlafwagen zu bewältigen. Ich reservierte ein 3er-Abteil bis Boden, und von dort aus ging es neun weitere Stunden im regulären Zug weiter. Die letzten Stunden der Fahrt sind ein Erlebnis für sich: Je näher man Narvik kommt, desto majestätischer wird die Landschaft. Schroffe Felsen, stille Seen, endlose Weiten – es ist, als würde man in ein anderes Kapitel der Welt eintreten.

Narvik selbst hingegen ist ernüchternd. Eine kleine, wenig spektakuläre Stadt. Aber an diesem Tag spielte das keine Rolle – das Wetter war herrlich, die Ankunft friedlich. Es war einer dieser seltenen Momente, in denen sich äußere Schönheit und innere Ruhe gegenseitig spiegeln. Leider schlug das Wetter am nächsten Tag um. Seither: trüb, nass, grau. Und doch liegt auch in dieser Melancholie eine gewisse Tiefe – man nimmt die Stimmung in sich auf, lässt sich davon durchdringen, fast wie ein Filter auf der Seele.

Heute jedoch passierte mir ein echter Dämpfer: Ich verlor meine Drohne. Nach etwa fünf Minuten Flugzeit – trotz vollgeladener Akkus – meldete sie, dass nur noch genug Energie für die Rückkehr übrig sei. Sie kehrte zwar um, aber offenbar nicht weit genug: Rund 300 bis 400 Meter entfernt landete sie notgedrungen irgendwo – und blieb verschwunden. Ich suchte stundenlang, obwohl die Fernbedienung die ungefähre Position anzeigte. Vielleicht hat sie jemand gefunden und mitgenommen. Vielleicht liegt sie da noch, unbemerkt. Vielleicht war es einfach Schicksal. Morgen werde ich zur Polizei gehen und nachfragen – so wie damals in Bergen, als meine Geldbörse abgegeben wurde. Man soll sein Glück nicht überstrapazieren – dieser Satz geht mir seit heute nicht mehr aus dem Kopf.

Ich war heute kurz am Bahnhof, um mein Rückfahrticket nach Stockholm zu sichern. Am Montag will ich zurückfahren – das Wetter hier lässt keine Besserung erkennen. Im Bahnhof dann die nächste Überraschung: Der heutige Zug nach Stockholm ist ausgefallen. Ich hoffe inständig, dass mir das nicht auch passiert. Denn 1'400 km mit dem Bus zu fahren, klingt in der Theorie nach Abenteuer – in der Praxis aber eher nach Strapaze.




Samstag, 21. Juni 2025

EU25 Hamburg Hirtshals Bergen

Es wäre wieder Zeit für einen neuen Blogeintrag – höchste Eisenbahn, könnte man sagen. Nach einem wundervollen Aufenthalt in Prag bestieg ich frühmorgens den Zug nach Berlin. Dort wählte ich wie beim letzten Mal das Meininger Hostel direkt beim Hauptbahnhof – meine Erfahrungen waren damals so positiv, dass es gar keinen Grund für ein anderes Quartier gab. Ich buchte zwei Nächte.

Da Berlin mittlerweile schon mein vierter Besuch war, verspürte ich keinen grossen Drang, mir erneut die üblichen Sehenswürdigkeiten anzusehen. So beschränkte ich mich an meinem einzigen vollen Tag auf einen kurzen Abstecher zum Bundestag – und besuchte zum ersten Mal die Holocaust-Gedenkstätte. Ein tief bewegender Ort. Ich merke immer mehr: Ich bin eine ausgesprochene Heulsuse geworden. Sobald ich mit so etwas konfrontiert werde, laufen die Tränen. Und auch wenn einem das eigentlich nicht peinlich sein sollte – ein bisschen ist es das halt doch.

Wie dem auch sei. Am nächsten Tag ging’s weiter nach Hamburg – keine zwei Stunden Zugfahrt. Leider war das CAB20 Hostel, das ich bei meinem letzten Besuch dort so gefeiert hatte, komplett ausgebucht. Ich musste mir also eine Alternative suchen – deutlich teurer, aber fast am selben Ort gelegen. In unmittelbarer Nähe übrigens zu diesen unfassbar guten Shrimps mit Knoblauchsauce!

Die Unterkunft selbst war okay, aber die Gastgeberin… sagen wir’s diplomatisch: nicht gerade charmant. Ich habe ihr das dann in meiner Bewertung auf Booking entsprechend zurückgemeldet. Der Auslöser: Ich hatte versehentlich einen Teller aus dem „falschen“ (privaten) Schrank genommen. Ihre Reaktion? Völlig überzogen. Sie explodierte regelrecht und brummelte noch eine halbe Stunde unaufhörlich vor sich hin – obwohl ich mich bestimmt dreimal entschuldigt hatte. Ihre Antwort: „Ihre Entschuldigung interessiert mich nicht.“ Solche Menschen müsste man eigentlich mal richtig wachrütteln – aber ich bin ja ein friedlicher Typ.

Nach Hamburg stand mein zweiter Versuch an, nach Hirtshals im Norden Dänemarks zu gelangen – um dort das Schiff nach Bergen zu erwischen. Bis Flensburg lief alles nach Plan. Doch dann kam es, wie es fast kommen musste: irgendeine Leitungsstörung. Immerhin wurde ein Ersatzbus organisiert – aber da man ohnehin fünfmal umsteigen muss, wurde die Anreise noch ein gutes Stück anstrengender.

Trotz allem kam ich rechtzeitig in Hirtshals an und konnte mein Fährticket abholen. Kurzentschlossen gönnte ich mir noch eine Kabine für die 17-stündige Überfahrt – eine exzellente Entscheidung. Sich in der Nacht in ein richtiges Bett zu legen und am Morgen fast schon am Ziel zu sein – das hat schon was.

Hier oben im Norden sind die Tage mittlerweile deutlich länger. Um 23 Uhr kann man draussen problemlos Zeitung lesen – ganz ohne künstliches Licht. Wirklich dunkel wird es nur etwa zwischen Mitternacht und zwei Uhr früh.

Während der Überfahrt nach Bergen suchte ich auf Booking nach einer Unterkunft – und erlebte eine böse Überraschung: Wie damals bei meinem ersten Irland-Besuch waren die Preise einfach absurd. Zwei Nächte unter 200 Franken? Keine Chance. Da ich bereits 180 Franken extra für die Kabine bezahlt hatte, wurde mir das Ganze langsam zu teuer. Ich checkte noch Mietwagenpreise – mit dem Gedanken, notfalls im Auto zu schlafen. Aber auch da: nichts unter 180 Franken pro Tag, und das für den kleinsten verfügbaren Wagen.

Langsam musste ich mich damit abfinden, dass mein Aufenthalt in Bergen wohl nur rund zehn Stunden dauern würde – und ich den Nachtzug zurück nach Oslo nehmen müsste. So viel Aufwand für ein paar Stunden? Zum Heulen!

Dann kam Thomas mit einem rettenden Tipp um die Ecke: Airbnb. Bis dahin hatte ich das nie wirklich auf dem Radar – ich dachte immer, das sei nur sinnvoll, wenn man Tage im Voraus bucht.

Aber siehe da: Ich fand rasch etwas Passendes – etwas ausserhalb von Bergen, 70 Franken pro Nacht. Vermieter: ein 43-jähriger Deutscher, der nach Norwegen ausgewandert ist. Jan, so sein Name, holte mich sogar am Bahnhof ab. Wir wurden schnell einig, und er entpuppte sich als ausgesprochen angenehmer, interessanter Gesprächspartner.

Im Moment bin ich noch bei ihm und habe eigentlich nur zwei Nächte gebucht. Heute fragte ich, ob ich eventuell noch eine dritte Nacht anhängen könne – und er sagte nicht nur sofort zu, sondern schenkte mir diese Nacht sogar. Ein wirklich toller Mensch, mit dem man sich wunderbar austauschen kann.





Samstag, 14. Juni 2025

EU25 Wien Prag

Nach einem kurzen Zwischenstopp zu Hause ging es am 12. Juni wieder los. Eigentlich war der Plan, die gescheiterte Norwegen-Reise erneut in Angriff zu nehmen. Leider waren jedoch sämtliche Nachtzüge mit Schlafwagen für die kommenden drei Tage komplett ausgebucht – und ich hatte keine Lust, mir die elf Stunden zurück nach Hamburg erneut in einem regulären Sitzplatz anzutun.

Da ich dank meines Interrail-Passes völlige Flexibilität beim Reisen geniesse, entschied ich mich kurzerhand um und buchte stattdessen den Nachtzug von Zürich nach Wien. Auch dieser war fast ausgebucht, doch ich ergatterte am selben Tag noch einen Platz in einem 6er-Couchette-Abteil. Der Preis: 184 Franken – damit teurer als das 2er-Abteil auf der Rückfahrt von Berlin nach Basel. Sei’s drum – ich buchte.

Am Abend bestieg ich in Zürich den sogenannten Nightjet – ein Zug, der in zwei Richtungen aufgeteilt ist: Ein Teil fährt weiter bis nach Budapest, der andere endet in Wien. Der Vorteil: Man muss sich keinen Wecker stellen, denn es besteht keine Gefahr, versehentlich in Budapest zu landen, wenn man eigentlich nach Wien will.

Als ich mein Abteil fand, stellte ich erfreut fest, dass es sich um ein 2er-Abteil handelte. Warum das bei der Buchung so verwirrend kommuniziert wurde, ist mir schleierhaft – denn 6er-Abteile schien es in diesem Zug gar nicht zu geben. Für ein 2er-Abteil war der Preis jedenfalls absolut in Ordnung.

Die Fahrt verlief angenehm, mein Mitreisender war kein Schnarcher – also völlig unproblematisch.

Am nächsten Morgen erreichten wir den Wiener Hauptbahnhof mit rund 40 Minuten Verspätung. Kein Thema, wenn man ohnehin die ganze Fahrt verschläft.

In Wien stand ich dann vor einer Entscheidung: Da der Check-in in Hotels und Hostels meist erst gegen 15 Uhr möglich ist, hätte ich mein Gepäck irgendwo zwischenlagern und die Zeit totschlagen müssen. Ich entschied mich jedoch, wie beim letzten Mal, direkt weiterzureisen. Also reservierte ich mir einen Platz im Zug um 10:10 Uhr Richtung Prag.

Gegen 15 Uhr kam ich dort an und fuhr per Uber-Taxi zu meinem Hostel – sehr angenehm gelegen, mitten in der Altstadt, diesmal auf der anderen Seite der Moldau.

Prag ist eine traumhaft schöne Stadt. Das haben allerdings auch viele andere Leute bemerkt. Die Stadt ist extrem mit Touristen zugepflastert. An gewissen Orten ist es so wie bei der Luzerner Fastnacht. Man kommt fast nicht durch. Aber was sollst. Ich bin ja auch einer von denen, wie kann ich mich da beklagen! Heute bin ich einige Kilometer zu Fuss unterwegs gewesen und habe grosse Teile der Altstadt erkundet – insbesondere jene Ecken, die ich bei meinen letzten zwei Besuchen noch nicht gesehen hatte.

Morgen geht’s weiter nach Berlin.




Samstag, 7. Juni 2025

EU25 Amsterdam Kopenhagen Hamburg Berlin

Der 3. Juni – mein Plan stand fest wie der Fels in der Brandung: Eine gemütliche Schiffspassage von Hirtshals, dem norddänischen Zipfel, nach Bergen in Norwegen. Die Realität? Ein logistisches Abenteuer der Extraklasse.

Die Anreise von Hamburg nach Hirtshals war eine kleine Herausforderung, da es schlichtweg keine direkten Verbindungen gab. Dreimaliges Umsteigen war quasi das Optimum – und schon das ein sportlicher Akt. Erste Etappe: Flensburg, kurz vor der deutsch-dänischen Grenze. Wie gewohnt erschien ich ultra-pünktlich am Bahnhof – preußische Disziplin, versteht sich. Der Zug sollte Hamburg HBF um 09:32 Uhr verlassen. Ich stand bereits eine Viertelstunde vorher brav vor der Anzeigetafel – und dort: nichts. Funkstille bis 09:31 Uhr. Dann, exakt zur Abfahrtszeit, die lapidare Info: „Zug hält heute nicht am Hauptbahnhof. Bitte nach Hamburg-Altona ausweichen.“

Schockmoment. Kurzfristig wusste ich nicht, wie ich dorthin kommen sollte – also griff ich zur ultimativen Lösung: Taxi. 25 Euro für spontane Mobilität.

In Hamburg-Altona dann der nächste Dämpfer: Kein Zug nach Flensburg in Sicht. Die freundliche Info am Schalter: Bauarbeiten. So gut wie keine Verbindungen gen Norden. Mein einziger Ausweg? Ein weiteres Taxi zum nächsten erreichbaren Bahnhof. Preis: sportliche 80 Euro. Schmerzhaft? Ja. Aber der Taxifahrer – ein Unikat mit Herz – machte das Ganze fast zur therapeutischen Sitzung auf Rädern.

Flensburg empfing mich schließlich mit offenen Armen – und einer weiteren Episode der DB-Dramaturgie. Der Endgegner: die Erkenntnis, dass mein Schiff in Norddänemark ohne mich in See stechen würde. 148 Euro? Adieu.

Planänderung deluxe: Ich disponierte um und peilte Kopenhagen an, um von dort vielleicht ein Schiff nach Oslo zu erwischen.

Kopenhagen war ein Volltreffer – Unterkunft exzellent, Stadt charmant. Nur die Fährgesellschaft wollte partout nicht mitspielen: Der Fährbetrieb zwischen Dänemark und Norwegen war kurzerhand eingestellt worden. Na toll. Nochmals improvisieren – diesmal ganz skandinavienfrei. Ich blieb zwei Nächte in Kopenhagen, gönnte mir etwas Hygge und fuhr dann weiter nach Hamburg, wo meine heiß ersehnten Shrimps mit Knoblauchsauce schon auf mich warteten. Unterkunft: zum dritten Mal das stylische CAB20 – ein Hostel, das selbst Boutiquehotels Konkurrenz macht.

Nach zwei weiteren Tagen im Hamburger Müßiggang ging’s weiter nach Berlin – auch dort wieder zwei Nächte in einem gemütlichen Domizil.

Dann die große Frage: Wie zurück nach Hause? Ich entschied mich für einen kleinen Umweg mit Charme – via Prag. Doch siehe da: Am geplanten Abreisetag nach Prag verkündete die Deutsche Bahn nonchalant den Zugausfall. Mal ehrlich: Die haben ein ernstes strukturelles Problem. Da müsste THOR persönlich mal mit dem Hammer auf den Tisch hauen.

Heute, zwei Stunden vor dem Schreiben dieser Zeilen, sicherte ich mir ein Ticket für den Nightjet – eine 2er-Schlafkabine von Berlin nach Basel. Über zehn Stunden Zugfahrt – ein Marathon auf Schienen, für den ich mental schon jetzt meditiere.

Morgen um 09:30 Uhr – sofern das Schicksal (und die DB) es gut mit mir meint – sollte ich wieder zurück in der Schweiz sein.




Samstag, 31. Mai 2025

EU25 Amsterdam wieder mal

Gestern Nachmittag um 15:20 Uhr bin ich – einmal mehr von Paris kommend – in Amsterdam angekommen. Wie so oft habe ich mir ein Bett in einem Vierbettzimmer reserviert. Amsterdam überzeugt, wie schon früher erwähnt, mit seinem komfortablen öffentlichen Verkehrsnetz: ein gut ausgebautes Metrosystem und zahlreiche Tramlinien, die einen mühelos in jede Ecke der Stadt bringen.

Besonders praktisch: Man kann nahezu überall mit der Kreditkarte bezahlen. Einfach beim Einsteigen die Karte an den Leser halten – und beim Aussteigen ebenfalls. So wird die tatsächlich gefahrene Strecke erfasst, und genau danach richtet sich auch der Fahrpreis. Einfach und effizient.

Meine Unterkunft war – sagen wir mal – in Ordnung. Nicht überragend, aber akzeptabel. Dafür wieder sehr zentral gelegen, wobei: In Amsterdam ist irgendwie alles zentral. Die Stadt besitzt kein einzelnes, klar definiertes Zentrum wie viele andere Städte, sondern gleicht eher einem Mosaik aus kleinen Stadtteilen. Jede Gracht wirkt wie ein eigenes kleines Universum – charmant und einzigartig.

Ein kleiner Wermutstropfen: Es gab keinen Lift, und mein Zimmer befand sich ganz oben. Zwar nur im vierten Stock, aber das Treppenhaus hatte es in sich – schmal, steil und mit ausreichend Stolperpotenzial für ein dramatisches Finale.

Vorhin war ich noch kurz an der Centraal Station und habe mir einen Sitzplatz für den morgigen Zug um 10 Uhr reservieren lassen – von Amsterdam über Osnabrück nach Hamburg. Ich freue mich jetzt schon auf die Shrimps in Knoblauchsauce! Wie es danach weitergeht? Das wird sich zeigen. Zehn Tage bleiben mir noch, bevor ich mein Zeug abholen muss.

Heute habe ich bei einer einstündigen Bootsfahrt durch die Amsterdamer Grachten wieder einiges dazugelernt – hier ein paar spannende Fakten über die Stadt:

Der Grund, warum viele Häuser in Amsterdam schief stehen oder sich sichtbar neigen, liegt im Untergrund: Der Boden unter der Stadt ist weich und wenig tragfähig. Deshalb wurden die Gebäude auf hölzernen Pfählen errichtet – im Grunde handelt es sich um eine moderne Pfahlbausiedlung. Holz, das vollständig unter Wasser liegt, bleibt erstaunlich stabil und verrottet kaum. Doch es gab Zeiten, in denen der Meeresspiegel sank, wodurch Teile der Pfähle mit Sauerstoff in Berührung kamen – und das setzte den Zersetzungsprozess in Gang. Dieser Prozess dauert mittlerweile schon seit Jahrhunderten an. Und obwohl der Meeresspiegel durch die Klimaerwärmung wieder steigt, würde das Amsterdam langfristig nicht retten – nicht, wenn man jetzt nichts unternimmt. Ein gigantisches Unterfangen steht bevor: Rund 200 Kilometer Grachten samt angrenzender Häuserzeilen müssten saniert oder gar komplett erneuert werden.

Übrigens: Bei Flut liegt Amsterdam etwa 1,5 Meter unter dem Meeresspiegel – der Flughafen Schiphol sogar ganze 5 Meter darunter.

Warum die Häuser in Amsterdam so auffällig schmal gebaut sind? Früher wurden die Steuern nach der Breite der Hausfassade berechnet – also galt: je schmaler, desto günstiger. Ein weiterer interessanter Aspekt: Fast jedes Haus besitzt ganz oben einen vorstehenden Balken mit Flaschenzug oder Haken. Der Grund dafür ist simpel – und sehr praktisch: Die Treppenhäuser sind meist so eng, dass Möbel und größere Gegenstände gar nicht hindurchpassen. Deshalb erfolgt der Umzug traditionell durchs Fenster – per Seil und Flaschenzug.

 




Donnerstag, 29. Mai 2025

EU25 Dublin to Cherbourg

Wie geplant verbrachte ich noch eine Nacht in Dublin. Dort scheint wirklich jeden Tag Party zu sein. Tagsüber wird zwar fleissig gearbeitet wie überall, aber ab 18:00 Uhr verwandelt sich die Stadt in ein pulsierendes Feierzentrum. Da meine Unterkunft mitten im Herzen dieses Geschehens lag, bekam ich das natürlich hautnah mit. Eine Polizeistunde um Mitternacht? Fehlanzeige. Gibt es die bei uns überhaupt noch? In Irland jedenfalls nicht. Erst gegen fünf Uhr morgens wurde es allmählich ruhiger.

Mein Schiff nach Cherbourg legte um 16:00 Uhr ab. Ich hatte mir die Abreise wieder komfortabel organisiert und das Hostel für einen weiteren Tag gebucht, um nicht schon um 11:00 Uhr auf der Strasse zu stehen. Gegen 14:30 Uhr bestellte ich ein Uber und kam völlig stressfrei am Hafen an. Eine Stunde vor Abfahrt durften wir an Bord. Da ich eine Einzelkabine mit Fenster hatte, machte ich es mir gleich gemütlich – und verschlief prompt fast die gesamte Abfahrt. Die Überfahrt selbst verlief problemlos und überraschend schnell. In Cherbourg gab es eine Grenzkontrolle – wobei "Kontrolle" fast übertrieben ist: Sie sahen das Schweizerkreuz auf meinem Pass und winkten mich einfach durch. Ja, so ein Dokument hat schon gewisse Vorteile.

In Cherbourg hatte ich eine Übernachtung in einer Jugendherberge gebucht – ohne zu wissen, dass es sich tatsächlich um eine offizielle Jugendherberge handelte. Um einchecken zu können, musste ich mir kurzerhand noch einen Jugendherbergsausweis für zwei Euro besorgen.

Cherbourg ist ein kleines, angenehmes Städtchen. Ich habe ein paar Fotos gemacht. Dort gibt es übrigens wieder E-Bikes zur Miete, mit denen ich ganz unkompliziert einkaufen fahren konnte – die Herberge lag nämlich rund 1,5 Kilometer vom Zentrum entfernt.

Heute kurz vor 11:00 Uhr fuhr mein Zug von Cherbourg nach Paris, zum Gare Saint-Lazare – dem Bahnhof, von dem die Züge Richtung Normandie abgehen. Da ich mich im Pariser Metrosystem mittlerweile gut auskenne, nahm ich kein Taxi, sondern fuhr mit der Metro zu meinem aktuellen Hostel, in dem ich momentan „residiere“. Wieder einmal top: modern, blitzsauber und absolut stilvoll eingerichtet.

Morgen, kurz nach 11:00 Uhr, geht es weiter nach Amsterdam Central. Und danach? Schauen wir mal.



Montag, 26. Mai 2025

EU25 Dublin letzter Tag

Gestern am späten Nachmittag bin ich wieder in Dublin angekommen. Ich hatte mir eine gemütliche Unterkunft in einem Vorort gesichert, rund 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.

Eigentlich hätte ich den Mietwagen erst am Dienstag um 9 Uhr zurückgeben müssen – doch ein kleines Malheur ließ mir keine Ruhe. Ich wollte die Angelegenheit so rasch wie möglich hinter mich bringen.

Worum ging’s genau? Am Samstag hatte ich eine Unterkunft in der Nähe von Roscommon gebucht. Das Wetter war – wie schon in den Tagen zuvor – miserabel, und ich hatte Mühe, die Unterkunft zu finden. Sie lag rund 20 Kilometer ausserhalb, irgendwo im Nirgendwo. Zudem stimmte die Kartenanzeige bei Booking.com, die auf Google Maps verweist, vorne und hinten nicht. Ich war entsprechend genervt und latent gereizt. In diesem Zustand passierte mir ein Fehler: Beim Zurücksetzen aus einer Seitenstrasse streifte ich einen hölzernen Telefonmast. Für mein fast neues Auto war das natürlich alles andere als ideal – hinten links hinterließ der Kontakt deutliche Spuren an der Karosserie.

Als ich schliesslich die Unterkunft gefunden hatte, begutachtete ich den Schaden genauer. Zum Glück handelte es sich primär um Abrieb vom Holz, keine tiefen Kratzer. Ich machte mich gleich daran, die Spuren zu entfernen – mit überraschend gutem Ergebnis. Am Ende sah es ordentlich aus, aber man sah eben doch: Da war was passiert.

Ich kontaktierte billiger-mietwagen.de und erkundigte mich, wie ich nun vorgehen sollte. Versicherungstechnisch war ich bestens aufgestellt: Vollkasko ohne Selbstbehalt. Trotzdem – es ärgerte mich. So eine unnötige Sache.

Heute Morgen brachte ich den Wagen zurück und schilderte dem Vermieter offen, was passiert war. Zu meiner Überraschung sah er sich die Stelle kurz an, schüttelte den Kopf und meinte nur: „Das ist doch kein Ding.“ Der Aufwand, das über die Versicherung zu regeln, sei völlig unverhältnismässig. Er könne die Stelle einfach polieren – danach würde man nichts mehr sehen. Damit war die Sache für ihn erledigt. Unglaublich. Schon wieder mal Glück gehabt.

Nach diesem erfreulichen Abschluss buchte ich mir spontan eine neue Unterkunft – diesmal direkt im Herzen von Dublin, mitten im Pub-Viertel.

Kaum eingecheckt, fasste ich den Entschluss, am Mittwoch mit der Fähre von Dublin nach Cherbourg in Frankreich überzusetzen. Ich öffnete die App – musste aber rasch feststellen, dass für Mittwoch bereits alles ausgebucht war. Doch siehe da: Für Dienstag gab es noch einen Platz. Die Überfahrt dauert satte 20 Stunden, also gönnte ich mir gleich eine Kabine. Es war allerdings nur noch eine mit Fenster verfügbar – und der Spass kostete fast 300 Franken.

Aber gut – ich hab’s trotzdem gebucht. Ich bin ja so reich …

Die Abfahrt ist morgen um 16 Uhr. Da ich erst um den 10. Juni wieder zurück nach Bern muss, bleiben mir noch fast zwei Wochen. Was ich damit anfange? Keine Ahnung. Vielleicht ein Abstecher nach Amsterdam? Vamos a ver.

 


 

 

Samstag, 24. Mai 2025

EU25 Nordwesten Irlands

Nach einer Nacht in Galway in einer tollen Unterkunft ging es am nächsten Morgen gleich weiter. Da ich den Mietwagen ursprünglich am Sonntag um 09:00 Uhr zurückgeben müsste, aber noch hervorragend im Zeitplan lag, kontaktierte ich kurzerhand den Vermieter und verlängerte die Buchung um zwei Tage. Jetzt habe ich also bis Dienstag um 09:00 Uhr Zeit – genug, um noch ein wenig den Norden Irlands zu erkunden und abzufahren.

Wettertechnisch sieht es derzeit leider eher suboptimal aus. In Dublin hatte ich noch strahlend blauen Himmel und Temperaturen über 20 Grad – zumindest solange nicht dieser durchdringende Wind wehte, der sehr an unsere Bise erinnert und die gefühlte Temperatur schlagartig sinken lässt.

Gestern war der Himmel zwar ganztägig grau und wolkenverhangen, aber immerhin blieb es mit wenigen Ausnahmen trocken. Heute hingegen regnet es kontinuierlich – die Szenerie erinnert frappant an einen typischen Herbsttag bei uns. Schade, denn die Route führt heute durch einige landschaftlich reizvolle Gegenden, deren Schönheit bei diesem Wetter leider kaum zur Geltung kommt.

Gestern also verließ ich Galway. Da ich die Region überhaupt nicht kannte, wählte ich am Navi jeweils ein nächstes Etappenziel rund 40 Kilometer entfernt. Erstes Ziel: Clifden – eine kleine Stadt, oder vielleicht treffender: ein grösseres Dorf. Der Ort entspricht ziemlich genau dem, was man von typischen Irland-Fotos kennt – charmant, ein bisschen rau, aber mit Charakter. Danach ging es weiter nach Letterfrack, noch kleiner, aber ebenso authentisch. Die Strecke dazwischen war malerisch – jedenfalls soweit man bei bedecktem Himmel davon sprechen kann.

Das Tagesziel war schliesslich Westport – eine beschauliche Kleinstadt, in der ich aktuell verweile. Untergebracht bin ich in einem Vierbettzimmer – funktional, aber vollkommen ausreichend.

In Kürze geht’s weiter Richtung Norden. Konkretes Ziel? Noch unklar. Aber genau das macht ja den Reiz des Reisens aus: das Spontane, das Unvorhergesehene. Wir werden sehen, wohin es mich verschlägt.



Freitag, 23. Mai 2025

EU25 Südwesten Irlands

Nachdem ich gestern die berühmte Rundreise um den sogenannten „Ring of Kerry“ unternommen und anschließend eine zweite Nacht im „Killarney Railway Hostel“ verbracht hatte, ging es heute Morgen kurz vor 9 Uhr weiter auf Abenteuerfahrt. Drei Tage bleiben mir noch, bis ich am Sonntag den Mietwagen zurückgeben muss. Das wäre zwar schon der 25. Mai – aber eigentlich muss ich erst in der ersten Juniwoche wieder zu Hause sein, um meine Medikamente abzuholen.

Ich spiele also mit dem Gedanken, das Auto vielleicht noch um drei oder vier Tage zu verlängern. Wäre ja schade, das irische Abenteuer jetzt schon abzubrechen. Die Nummer vom Vermieter habe ich jedenfalls griffbereit – das kläre ich morgen ab.

Zurück zum heutigen Tag: Am 22. Mai, Punkt 9 Uhr, startete ich wieder durch. Erst von Killarney nach Tarbert, dann mit der Autofähre rüber nach Killimer – was mir etwa 100 Kilometer durch grün-graue Einöde erspart hat. Ich sage nur: Wiesen, Weiden, Wiederkäuer – schön, aber irgendwann reicht's auch.

Von dort aus hatte ich zwei Optionen: Entweder die direkte Schnellstraße nach Galway oder die landschaftlich reizvolle Route entlang der Küste. Wer mich kennt, weiß: Natürlich habe ich mich für Letzteres entschieden. Diese Autobahnen sehen sowieso überall gleich aus – ob in Irland, Italien oder Island. Links und rechts hohe Lärmschutzwälle, die vermutlich nicht nur den Verkehrslärm dämpfen, sondern auch Wetterkapriolen wie Windböen im Zaum halten sollen. Praktisch? Vielleicht. Romantisch? Null. Landschaft? Fehlanzeige.

Also: Küstenroute! Von Killimer entlang der wilden Westküste bis hoch nach Galway, wo ich heute Nacht mein Lager aufgeschlagen habe. Galway liegt übrigens auf derselben geografischen Höhe wie Dublin – nur eben am Atlantik statt an der Ostküste.

Wie es morgen weitergeht? Keine Ahnung – und genau das ist das Schöne daran.




Mittwoch, 21. Mai 2025

EU25 Süden Irlands

Wie bereits erwähnt, übernachtete ich in einem Dreibettzimmer eines Hostels in Killarney – einem charmanten Ort ganz im Süden Irlands. Obwohl das Zimmer für mehrere Personen vorgesehen war, hatte ich es ganz für mich allein. Derzeit scheinen nur wenige Reisende hier abzusteigen. In dieser Hinsicht war mir das Schicksal schon öfter wohlgesonnen – sei es im Schlafwagen eines Zuges oder in einem Mehrbettzimmer, das ich letztlich exklusiv nutzen konnte.

Heute Morgen um Punkt neun ging es dann los. Es ist wirklich ein Privileg, ein eigenes Auto zur Verfügung zu haben – das erhöht die Flexibilität enorm. Man muss nur das Nötigste über Nacht mit ins Zimmer nehmen; der Rest bleibt bequem im Wagen. Und wenn man irgendwo warten muss, lässt sich der Sitz zurückklappen, um ein kleines Nickerchen zu machen – deutlich angenehmer, als auf einer kalten Bank im Bahnhof zu dösen oder, schlimmer noch, im Freien.

Die Umgebung von Killarney hat landschaftlich einiges zu bieten. Naturfreunde und Abenteurer kommen hier voll auf ihre Kosten. Für mich persönlich ist es allerdings wichtig, dass Orte mich nicht mit zu viel Reizüberflutung überfordern – meine Aufmerksamkeitsspanne ist eher begrenzt. Ich erinnere mich zum Beispiel an die berühmten Tempelanlagen in Kambodscha: Während andere Besucher dort zwei Wochen verweilen, war mein kultureller Hunger bereits nach drei Stunden gestillt.

Von Killarney aus fuhr ich rund 140 Kilometer südwärts bis nach Portmagee, einem idyllischen Küstenort mit maritimem Flair. Nach einem kurzen Zwischenstopp ging es weiter – einmal um die malerische Halbinsel herum, über das Städtchen Killorglin, und schliesslich zurück nach Killarney, wo ich nun eine zweite Nacht verbringen werde.

Morgen beginnt dann langsam die Rückreise, denn ich muss den Mietwagen am Sonntag bis spätestens 09:00 Uhr retournieren. Das sollte jedoch problemlos machbar sein – ich komme gut voran. Das Fahrzeug fährt sich hervorragend, und auch mit dem Linksverkehr habe ich mittlerweile keinerlei Schwierigkeiten mehr. Es ist wirklich ein komfortables Auto, das die Reise angenehm unkompliziert macht.








Dienstag, 20. Mai 2025

EU25 Explore Irland

Nachdem ich beim zweiten Anlauf endlich in Irland Fuss fassen konnte, ist jetzt der Moment gekommen, das Land ein bisschen intensiver zu erkunden – quasi ein Roadtrip mit Guinness-Potenzial (aber erst nach dem Parken, versprochen!).

Am 19. Mai um punkt 09:00 Uhr durfte ich in Dublin mein Mietauto entgegennehmen – mein treuer Begleiter für die kommenden sieben Tage. Das Wetter? Durchaus irisch. Könnte besser sein, aber immerhin kein Regen. Ich habe den Wagen wie immer über billiger-mietwagen.de gebucht – mein bevorzugter Anbieter seit Jahren. Bisher ist damit noch nie etwas schiefgelaufen. Toi, toi, toi.

Zum Glück hatte ich meinen Ausweis noch griffbereit. Der Schweizer Führerausweis kennt ja kein Ablaufdatum – ein bürokratischer Segen, den ich an dieser Stelle feierlich würdigen möchte.

Mein Mietauto? Fast neu, ein schnittiger Kleinwagen mit allem, was man so braucht: Gangschaltung (Team Handschaltung forever!), genügend Platz und – fast das Wichtigste – in einem wirklich eleganten Blau. Unwichtig? Vielleicht. Schön? Definitiv. Bild folgt.

Die ersten 200 Meter in Dublin waren… nennen wir es „gewöhnungsbedürftig“. Neues Auto, Linksverkehr, leichtes Adrenalinrauschen. Aber danach? Alles im grünen Bereich. Ich bin einfach mal in Richtung Süden aufgebrochen – ohne konkreten Plan, aber mit maximaler Abenteuerlust.

Am ersten Tag ging’s rund 250 km südwärts in Richtung Rosslare Harbour. Dort soll – laut Gerüchteküche und Google – eine Fähre nach Cherbourg, Frankreich, ablegen. Das passt perfekt, denn genau diese Verbindung werde ich am Ende meines Irland-Aufenthalts von Dublin aus zurück aufs Festland nutzen. Was ich allerdings nicht wusste: Offenbar macht die Fähre einen Zwischenstopp in Rosslare. Ob es zwei Linien oder nur eine mit Umweg gibt? Mysteriös. Aber egal.

In der Nähe von Rosslare habe ich dann ein richtig schmuckes Privathaus gefunden, das Zimmer an Reisende vermietet. Alles blitzsauber, super nette Gastgeber – und das Ganze für faire 70 Euro pro Nacht. Preis-Leistungs-Verhältnis: solide Eins mit Sternchen.

Da ich nun selbst fahre, ist Alkohol natürlich tabu, bis ich für den Tag die Zündung endgültig ausknipse. Auch wenn mich bisher keine Kontrolle erwischt hat – ich will mein Glück nicht herausfordern. Vernunft siegt über Durst!

Am nächsten Morgen hab ich dann meinen Gastgeber um einen Insider-Tipp gebeten: Was muss man in sieben Tagen unbedingt sehen? Seine Antwort: Ab in den tiefsten Süden! Gesagt, getan. Weitere 230 km später bin ich nun in einem Hostel in Killarney gelandet – ein Ort, der sich hervorragend als Ausgangspunkt für weitere Erkundungstouren eignet. Morgen wird hier also fleissig „abgegrast“, wie der professionelle Reiserucksackträger zu sagen pflegt.

Die paar Fotos bisher? Nette kleine irische Dörfer, ganz klassisch. Noch keine Postkartenmotive, aber definitiv authentisch. Das richtig Spektakuläre kommt sicher noch.


 

EU25 Belfast Dublin

Nach einer Nacht in Liverpool brach ich am 16. Mai wieder auf. Mit einem Uber-Taxi ging es – bereits zum zweiten Mal – unter dem Mersey River hindurch zur Anlegestelle der Fähre von Liverpool nach Belfast. Die Überfahrt dauert rund acht Stunden und kostet 53 Euro.

Kaum an Bord, erkundigte ich mich nach einem möglichen Upgrade – konkret: einer eigenen Kabine. Der Preis lag bei moderaten 25 Euro. Ich habe natürlich sofort zugesagt. Klar, acht Stunden klingen nicht dramatisch. Aber diese Zeit auf einem Standardsitz – wie im Zug – zu verbringen, ist eben etwas völlig anderes als in einer privaten Kabine mit Bett, eigenem Bad und Toilette. Der Komfortgewinn war signifikant.

In Belfast hatte ich ein Bett in einem Viererzimmer reserviert – alles unkompliziert und preiswert. Von dort fahren stündlich Züge nach Dublin. Ich entschied mich für den 11-Uhr-Zug. Ab dem neu eröffneten Belfast Grand Central Station ging es dann in etwa zweieinhalb Stunden entspannt südwärts nach Dublin.

Beim letzten Mal war die Verbindung noch nicht durchgängig. Damals musste man zwischen zwei Bahnhöfen umsteigen, und einen Teil der Strecke mit dem Bus zurücklegen. Kurz vor der irischen Grenze stieg man wieder in einen Zug um, der einen nach Dublin brachte. Dieses logistische Nadelöhr scheint mittlerweile passé zu sein – ein echter Fortschritt.

In Dublin übernachtete ich erneut in einem Hostel – wieder in einem Viererzimmer. Ich achte inzwischen gezielt darauf, nur Zimmer mit maximal drei oder vier Betten zu buchen. Das ist zwar minimal teurer, aber der Unterschied im Komfort ist eklatant. In größeren Schlafsälen mit bis zu zehn Personen ist der Erholungswert schlicht nicht vergleichbar.

In meinen letzten zehn oder mehr Aufenthalten war stets alles einwandfrei – keine Lärmbelästigung, angenehme Mitreisende, durchweg positive Erfahrungen. Für Dublin hatte ich drei Übernachtungen gebucht.

Die Stadt selbst ist einfach großartig. Besonders die Architektur fasziniert mich jedes Mal aufs Neue: Fast jedes Gebäude ist aus rötlichem Backstein gefertigt, was dem gesamten Stadtbild ein ganz eigenes Flair verleiht – charmant, warm und ein wenig nostalgisch.

Zudem hatte ich Glück mit der Lage meiner Unterkunft. Ohne es vorher zu wissen, wohnte ich direkt in einer der lebendigsten Straßen der Stadt. Dort reihen sich buchstäblich Hunderte von Pubs aneinander – einer nach dem anderen. Jeden Abend herrschte ausgelassene Stimmung, aber auf eine sympathische, friedliche Art – ganz ohne Aggressionen oder unangenehme Zwischenfälle. Genau so, wie man sich urbane Lebensfreude vorstellt.

 


 

Freitag, 16. Mai 2025

EU25 London Liverpool

Nachdem das mit den monatlichen Medikamenten perfekt geklappt hat, ging es am 9. Mai wieder los. Damit das auch in Zukunft reibungslos läuft, muss ich nun einfach sicherstellen, dass ich spätestens alle fünf Wochen mal kurz in der Schweiz vorbeischaue, um Nachschub zu holen.

Mein erstes Ziel mit dem neuen 3-monatigen Interrail-Pass: eine Reise über Paris und London bis hinauf nach Belfast – mit ein paar spannenden Stopps dazwischen.

Bereits am 9. Mai kam ich in Paris an und bezog – zum dritten Mal – mein Zimmer im Hotel Orléans. Ein kleiner Klassiker für mich. Leider waren die Züge an diesem Wochenende alle komplett ausgebucht, sodass ich erst am 12. Mai ein Ticket für den Eurostar nach London ergattern konnte. Dieses Mal lief aber alles reibungslos: Kaum Menschen, kein Stress – ganz anders als bei meiner ersten Fahrt auf dieser Route.

In London habe ich dank der großartigen Underground auf ein Taxi verzichtet. Allerdings bin ich versehentlich in Paddington ausgestiegen – und stand dann vor einem unerwartet langen Fußmarsch. Erst in der Unterkunft direkt am Hyde Park wurde mir gesagt, dass eine viel nähere U-Bahn-Station nur fünf Minuten entfernt gewesen wäre...

Ich hatte mich für ein 4-Bett-Zimmer entschieden und zunächst drei Nächte gebucht – noch unentschlossen, wie es danach weitergehen soll. Zwei Ideen standen im Raum: ein Mietwagen-Abenteuer durch den Südwesten Englands oder ein erneuter Versuch, Irland und Nordirland zu erkunden.

Ich entschied mich für Letzteres. Am dritten Tag nahm ich den Zug nach Liverpool – und bin nun genau hier. Für 45 £ habe ich ein richtig gutes Hotel mitten in der Stadt gefunden. In wenigen Stunden geht's weiter: Mit der Fähre über die Irische See nach Belfast. Acht Stunden dauert die Überfahrt – meine zweite Reise auf dieser Route.

Beim letzten Mal war es in Belfast und Dublin so überfüllt, dass keine Unterkunft unter 150 Euro zu haben war. Ich kehrte deshalb nach nur einem Tag zurück nach Liverpool. Diesmal soll alles anders laufen: In Dublin will ich mir ein Auto für eine Woche mieten. Die Preise sind fair – 25 Euro pro Tag, inklusive Vollkasko und allem, was man versichern kann.


 


 

Mittwoch, 14. Mai 2025

EU25 Liverpool und zurück nach Hause

Am 15. April begann die nächste Etappe meiner Reise. Mit dem TGV – französischer Hochgeschwindigkeitskomfort in Reinform – fuhr ich von Basel nach Paris. Die Fahrt verlief ruhig und angenehm, fast schon meditativ.

In Paris wählte ich dasselbe Hotel wie im Vorjahr. Kein Ort der Extravaganz, aber sauber, freundlich und von einem gewissen nostalgischen Charme geprägt. Das Haus wirkt wie aus einer anderen Zeit – genauso wie die Besitzer, die mit stoischer Ruhe ihren Betrieb führen.

Eigentlich hatte ich geplant, direkt nach London weiterzureisen, doch ausgebuchte Züge machten mir einen Strich durch die Rechnung. So blieb ich eine Nacht länger in Paris. Ohne konkretes Programm nutzte ich die Zeit für einen Tag im Müßiggang – entspannt, ziellos, fast schon kontemplativ.

Am 17. April ging es mit dem Eurostar über den Ärmelkanal. Die Abfertigung in der Gare du Nord war effizient, wenn auch etwas eng und steril. In London selbst dann keine Kontrollen mehr – das Einreisen verlief erstaunlich unspektakulär.

Mit der Underground erreichte ich rasch die Station Earl’s Court. Mein Hostel lag ganz in der Nähe, fast identisch zu meinem letzten Aufenthalt. Das Zimmer war einfach, aber angenehm – ich teilte es mit drei anderen Reisenden, die mir eher wie flüchtige Figuren am Rand erschienen.

Am Nachmittag besuchte ich erneut die Abbey Road Studios. Viel hatte sich nicht verändert – aber genau das machte den Besuch fast beruhigend. Manche Orte wirken gerade durch ihre Beständigkeit besonders.

Mein nächstes Ziel war Liverpool. Doch der direkte Zug dorthin fiel wegen Bauarbeiten aus – der Bahnhof war bis Montag geschlossen. Zum Glück fand sich eine alternative Verbindung, wenn auch etwas umständlich: Erst mit dem Zug in einen Vorort – „Vorort“ meint hier gut 80 Kilometer Entfernung – dann weiter mit dem Bus, und schliesslich der Anschlusszug nach Liverpool.

Kurz überlegte ich, ein Auto zu mieten – ein Reiz lag in der Unabhängigkeit. Doch ich verwarf den Gedanken. Mein Arzttermin am 29. April war gesetzt und wichtiger als jedes Abenteuer. Also: keine Umwege, kein Risiko – nicht diesmal.


 

 

Samstag, 19. April 2025

EU25 London

Am 15. April begann die nächste Etappe meiner kleinen Odyssee. Mit dem TGV – jener famosen französischen Ingenieurskunst auf Schienen – glitt ich über Basel hinweg in Richtung Paris. Die Fahrt war erwartungsgemäß komfortabel, beinahe meditativ.

In der französischen Hauptstadt quartierte ich mich – mit einem Anflug nostalgischer Sentimentalität – in jenem Hotel ein, das mir bereits im Vorjahr als erstes Refugium gedient hatte. Kein Ort großer Opulenz, gewiss, doch das Interieur war gepflegt, der Empfang diskret, die Atmosphäre von der Patina vergangener Jahrzehnte durchzogen. Das Gebäude selbst – ein Relikt aus besseren Zeiten – wirkte wie aus der Zeit gefallen, seine Besitzer ebenso. Unverrückbar, unbeirrt, fast schon poetisch unmodern.

Mein ursprünglicher Plan sah eine zügige Weiterreise nach London vor, doch das Schicksal – in Gestalt ausgebuchter Verbindungen – durchkreuzte diese Intention. So verblieb ich eine weitere Nacht in Paris, wo ich mich, ohne jede Agenda, dem Müßiggang hingab. Ein Tag der erhabenen Zwecklosigkeit. Und ja – vielleicht auch ein wenig dekadent.

Am 17. dann der Sprung über den Ärmelkanal: Eurostar, Gare du Nord, Security-Korridore wie Schleusen der Moderne. Das Procedere war effizient, aber klaustrophobisch. Ein einziger, kollektiver Transitmoment. Und dennoch – alles funktionierte reibungslos. Keine Grenzkontrollen mehr in London, nur ein leiser Hauch administrativer Gleichgültigkeit.

Die Londoner Underground – ein Wunder urbaner Logistik – brachte mich prompt zu meiner alten Bekannten: der Station Earl’s Court. Mein Hostel lag, wie durch eine sanfte Ironie des Schicksals, unweit jenes Ortes, an dem ich beim letzten Aufenthalt bereits residierte. Das Quartier: unprätentiös, zweckdienlich, überraschend angenehm. Ich teilte ein Zimmer mit drei Fremden, deren Existenz mir seltsam unwirklich vorkam – stumme Silhouetten im flüchtigen Panorama des Reisens.

Später am Tag begab ich mich erneut zu den Abbey Road Studios – jenem sakralen Ort der Popkultur, der trotz touristischer Überformung seine Aura noch nicht ganz verloren hat. Ich fand nichts Neues – und genau das war irgendwie tröstlich.

Mein nächstes Ziel: Liverpool. Doch der Bahnhof, der mich dorthin bringen sollte, war geschlossen. Temporär stillgelegt bis Montag. Eine logistische Unannehmlichkeit.

Zum Glück offerierte das britische Transportsystem eine alternative, wenn auch etwas labyrinthartige Route: Von einem weiter entfernten Bahnhof sollte es in einen sogenannten „Vorort“ gehen – wobei die britische Definition davon offenbar bis zu 80 Kilometer umfassen darf. Von dort aus wiederum ein Bus, nochmals 40 Kilometer, bevor ich endlich in jenen Zug steigen kann, der mich an die Mersey führen wird.

Ich spielte kurz mit dem Gedanken, ein Automobil zu mieten – ein verführerischer Akt der Autonomie. Doch ich verwarf ihn. Der Arzttermin am 29. April ist sakrosankt, ein Fixpunkt, dem ich keine Eskapaden opfern möchte. Keine Experimente – diesmal.

 


 

EU25 Bergen Oslo Stockholm Boden Narvik

Wieder sind einige Tage ins Land gezogen – Tage, die sich still und unaufgeregt dahinschoben, ohne dass es etwas Besonderes zu berichten geg...